Ein gelungenes Projekt für Kindererholung und Klimaschutz !

09.01.2019
Bericht über ein Jahr PV-Anlage "Solarsolidarität"

Im Frühjahr 2014 ist die Idee entstanden, eine PV Anlage für das Kinderzentrum Nadeshda zu projektieren. Nachdem in Nadeshda schon ein Energiemanagement installiert wurde und die Heizung auf Holz umgestellt war, wurde das Ziel formuliert, Nadeshda zu 100 % mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Eine große PV-Freilandanlage mit einer Spitzenleistung von 650 kW soll im Jahr etwa so viel Strom liefern, wie das Zentrum auch verbraucht. Der Initiator Andreas Seiverth gab dem Projekt den Namen „Solarsolidarität“, da die Nutzung der Sonnenenergie mit der Kindererholung und der Solidarität mit den Opfern der Tschernobyl-Katastrophe verbunden werden sollte. Konkret: aus den Solarstromerträgen werden „Kindererholungstage“ finanziert.

 

Im Jahr 2015 wurden Mitglieder der unterstützenden Vereine und die Öffentlichkeit informiert und zu Spenden aufgerufen. Intern wurde heftig mit Projektierern diskutiert, wie weit der Zwischenraum zwischen den Modulen sein soll, damit nicht zu viel Verschattung auftritt und andererseits die im Nachbardorf Ilya zur Verfügung stehende Fläche von ca. 2,5 ha gut genutzt wird. Direkt neben dem Zentrum war ein Bau aufgrund dortiger regionaler Planungsvorgaben nicht möglich.

 

Die Projektierung wurde technisch durch Dr. Werner Neumann begleitet. Die ersten Ratschläge erhielten wir durch das Büro von Manfred Einerhand, der selbst schon ähnliche Anlagen konzipiert hatte. Der Vorstand beschloss Anfang 2016, eine Planungsfirma zu beauftragen. Robert Baldy (Solverde Bürgerkraftwerke GmbH) arbeitete eine Vorplanung und eine Ausschreibung vor. Die wenigen Angebote wurden im Sommer 2016 ausgewertet. Den Zuschlag erhielt im August 2016 die Firma MaxSolar GmbH aus Traunstein, die schon über Erfahrungen aus zahlreichen Freiland-PV-Anlagen verfügte, viele davon getragen durch Bürger-Energiegenossenschaften.

 

Während zuvor der Plan war, die Anlage in drei Etappen zu bauen, auch wegen der erheblichen Kosten von über 800.000 €, setzte der Belarussische Staat dann Fristen und Rahmenbedingungen. Das Projekt musste komplett im Jahr 2017 abgeschlossen sein. Der Vergütungssatz von umgerechnet ca. 20 ct/kWh wurde in einer Ausschreibung festgelegt, bei der Nadeshda als einziges humanitäres Projekt eine Bewilligung erhielt.

 

Wesentliche Bedingung für das Gelingen, war ein regelrechter (evtl. buchstäblicher, ausgesprochener) Zustrom von Spenden und Unterstützern. Über den „Grüner Strom Label e.V.“ konnten Fördermittel der Frankfurter MAINOVA AG (130.000 €) und der Stadtwerke Eichstädt (3.087 €) aus deren Grünstromfonds genutzt werden. Weitere Mittel spendeten:

  • Freunde der Kinder von Tschernobyl Württemberg im Ev. Männernetzwerk (130.000 €)
  • Energiewerke Schönau (50.000 €)
  • Zentrum der Oekumene der EKHN (48.000 €)
  • Kirchenkreis Braunfels (34.500 €)
  • Greenpeace Energy (31.200 €)
  • Sozialdienst Ev. Männer e.V. Westfalen (29.231 €)
  • Umweltstiftung Greenpeace (15.000 €)
  • Ev. Kirche von Westfalen (14.000 €)
  • Brot für die Welt (10.248 €)
  • Haleakala Stiftung (10.000 €)
  • Kirchenkreis Gelnhausen (10.000 €)
  • Landesgruppe Westfalen-Lippe der Kleingärtner, Lünen (7.543 €)
  • Projektgruppe Kinder von Tschernobyl Bad Schwalbach (4.200 €)
  • König Heinrich Schule Fritzlar (5.600 €)
  • Männerarbeit der EKD (5.000 €)
  • BUND Hessen Naturschutzstiftung (2.000 €)

Hinzu kommen sehr viele Einzelspender*innen.

 

Insgesamt wurden – diese Spenden inbegriffen – durch die im Verein „Freunde von Nadeshda in Deutschland“ zusammengeschlossenen Initiativen fast 600.000 € bereitgestellt. Die Tschernobyl-Kinder-Stiftung Japan hat 21.000 € gespendet. Dies zeigt, wie breit die Unterstützung für das Projekt ist. Insgesamt hat die Anlage knapp 804.000 € gekostet. Da fehlende Mittel auch durch Kredite und zinslose Darlehen in Höhe von 116.000 € gedeckt wurden, sind weitere Spenden gerne gesehen.

 

Durch die sachkundige Planung und Ausführung durch die Fa. MaxSolar (Harald Frindt, Christoph Strasser) und die belarussischen Firmen Intechstroj und Powermontage konnte die Solaranlage im Juli 2017 innerhalb von einem Monat installiert werden. Nach dem Netzanschluss am 12. August 2017 wurde die Anlage durch den Direktor des Zentrums, Wjatscheslaw Makushinskij, in Begleitung von Vertretern des belarussischen Ministeriums für Tschernobylhilfe und dem Deutschen Botschafter eingeweiht.

 

Seither hat die Anlage insgesamt (Stand 15.11.2018) 830.000 kWh Strom geliefert, ein Jahr nach Inbetriebnahme waren es 618.000 kWh. Die Jahresbilanz ab 1. Januar 2018 weist 688.000 kWh aus, so dass mit 1050 Jahresvolllaststunden das „Soll“ von 950 h deutlich überschritten wurde, auch aufgrund des sonnigen Sommers.

 

Der Stromerlös des ersten Jahres von ca. 130.000 € wurde für 28.000 € Kredittilgung sowie für 75.000 € für die Modernisierung von Sanitärräumen in Kinderschlafhäusern und einer barrierefreien Wohnung im Gästehaus verwendet. Für Instandhaltung und Betrieb wurden 25.000 € durch das Zentrum aufgewendet.

 

Die PV-Anlage „Solarsolidarität“ konnte erfolgreich umgesetzt werden! Sie ist ein dauerhaftes Zeichen der Solidarität, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen, wie grenzüberschreitend West und Ost zusammenarbeiten. Die Nutzung der erneuerbaren Energien ist zugleich ein Signal für den Frieden und gibt Hoffnung, dass die Nutzung fossiler und nuklearer Energien in naher Zukunft überwunden werden kann. Nicht zuletzt ist das Lächeln der Kinder und Jugendlichen, die mit Solarenergie aufwachsen, der größte Lohn!

 

 

Werner Neumann

 

 

Spendenkonto
Leben nach Tschernobyl e.V.

Evangelische Bank Frankfurt

IBAN: DE03 5206 0410 0004 1144 00

BIC: GENODEF1EK1

Stichwort: Solarsolidarität