Erholung für behinderte Kinder sehr gefragt

25.03.2013
Belarussische Elternverbände sind glücklich darüber, wie sehr sich die Aufenthaltsbedingungen für behinderte Kinder im Zentrum „Nadeshda“ in den letzten Jahren verbessert haben. Insgesamt wurden in diesem Jahr 13 Projekte für diese neue Zielgruppe durchgeführt mit finanzieller Unterstützung von Initiativen aus Deutschland, Großbritannien, Irland und Schweden. Dies ist die bisher höchste Zahl in der Geschichte des Zentrums.

Im Rahmen dieser Projekte kamen 201 Kinder mit körperlichen Behinderungen und 104 Kinder mit geistigen Behinderungen gemeinsam mit 60 Begleitpersonen – Eltern oder Freiwillige aus den Partnerinitiativen – nach „Nadeshda“. Letztere arbeiteten aktiv als Betreuer im Zentrum mit und gestalteten z.T. auch aktiv die pädagogische Arbeit mit den Kindern. In manchen Fällen waren hierbei auch die ausländischen Partner beteiligt. So wurde eine Gruppe aus einem Waisenhaus in Retschiza, einer im durch Tschernobyl verstrahlten Gebiet gelegenen Kleinstadt, beispielsweise zusätzlich von irländischen Freiwilligen betreut.

Erfolgreiche Inklusion

Wichtigster Effekt dieser Erholungsmaßnahmen ist, dass Eltern und Kinder ein neues Selbstwertgefühl und Lebensoptimismus gewinnen. Denn in „Nadeshda“ fühlen sie sich vollkommen integriert. Dank der pädagogischen Arbeit der Nadeshda-Mitarbeiter leisten die behinderungsfreien Kinder aus den Tschernobyl-Regionen ihren behinderten Mitbewohnern aktiv Unterstützung, wenn es Hürden im Zentrumsalltag zu überwinden gilt. Für viele sind dieser alltägliche Umgang und das gemeinsame Spielen mit behinderten Altersgenossen ebenfalls eine neue Erfahrung.

Emotionaler Höhepunkt dieses gemeinsamen Erlebens bildete zweifellos das traditionelle Abschlusskonzert am Ende des Aufenthalts, bei dem Kinder mit und ohne Behinderungen auf der Bühne standen. Besonders Begeisterung lösten bei Eltern und Kindern auch die neuen Spielanlagen im Zentrum aus, insbesondere die behindertengerechte Seilbahn. Für viele Eltern lagen solche Spielmöglichkeiten für ihre Kinder bisher sogar außerhalb ihrer Vorstellungskraft.

Besondere Initiative aus Böhl-Iggelheim

Bereits noch einen Schritt weiter ging der Verein „Kinder von Zhitkowitschi – Leben nach Tschernobyl“ aus Böhl-Iggelheim. Er schickte im April 2012 eine Gruppe aus einer Schule und einem Betreuungszentrum für behinderte Kinder aus seiner Partnerstadt Zhitkowitschi nach Nadeshda. Damit verfolgte er die Absicht, dass beide Einrichtungen auch nach der Rückkehr der Kinder in ihren Heimatort neue Formen der Zusammenarbeit finden und sich der gute Kontakt von Kindern mit und ohne Behinderungen nicht nur auf ihren Aufenthalt im Zentrum beschränkt.

Zukunftspläne

Trotz der guten Resonanz von Elternverbänden und ausländischen Partnern gibt es in „Nadeshda“ noch viel zu tun, um ganzjährig eine größere Anzahl von Kindern mit Behinderungen  aufnehmen zu können. So müssen manche Rampen, Haltegriffe, sanitäre Anlagen u.a. weiter auf die realen Bedürfnisse der behinderten Kinder angepasst werden – die nicht immer mit den geltenden Baunormen übereinstimmen. Auch muss ein Konzept der inhaltlichen Arbeit für eine volle Aufenthaltsperiode erarbeitet werden. Denn 2012 hielt sich nur eine Gruppe behinderter Kinder für 24 Tage im Zentrum auf, alle anderen Projekte dauerten lediglich zwischen einer und zwei Wochen.

In 2013 wird daher die Zusammenarbeit mit belarussischen und deutschen Experten intensiv fortgesetzt. So fand im Februar 2013 ein weiterer Workshop mit Dr. Hanspeter Goldschmidt und Siegfried Seeger im Zentrum und eine eingehende Beratung im Viktoriastift, einer Kinderklinik in Bad Kreuznach statt. Im April 2013 wird ein deutscher Experte für Barrierefreiheit das Zentrum besuchen. Zudem werden vielfältige Fortbildungsmaßnahmen für die MitarbeiterInnen von „Nadeshda“ geplant.

Astrid Sahm