Bewegendes Wochenende für Väter und Kinder mit Behinderung

15.09.2015

(Foto: Jürgen Haas)

„Ich bin zum ersten Mal mit meinem Kind allein unterwegs“, bekannte ein Vater zu Beginn des Pilotwochenendes im Kinderzentrum Nadeshda, an dem im Juni 2015 insgesamt 10 Väter und 12 Kinder teilnahmen. Das Wochenende war Teil eines durch das Förderprogramm Belarus der deutschen Bundesregierung unterstützten Projekts, das auf die stärkere Einbeziehung der Väter in die Erziehung von Kindern mit Behinderung zielt. Es wurde gemeinsam von den Vätern, den belarussischen Projektpartnern und den deutschen Experten Ralf Höffken und Jürgen Haas vorbereitet (vgl. Nachricht vom 10.04.2015). Dabei standen die besonderen Bedürfnisse der Familien im Fokus.

 

Im Gespräch mit den Vätern wurde deutlich, dass es in Belarus nur wenig Gelegenheit der Beratung und des Austausches mit anderen betroffenen Vätern gibt. Zudem sei die Behinderung im Alltag und in der Gesellschaft ein Tabuthema, berichteten die Väter in vertraulichen Gesprächsrunden. So haben sie z.B. den Eindruck, dass es für sie berufliche Nachteile hat, sich als Vater eines behinderten Kindes zu outen. Ein großer Bedarf besteht bei den Vätern an Informationen mit Blick auf die medizinische und pflegerische Betreuung der Kinder.

 

Die teilnehmenden Kinder hatten sehr unterschiedliche Handicaps. Dies erforderte neben den Gemeinschaftsangeboten stärker individuell auf die Teilnehmenden und deren spezifischen Fähigkeiten einzugehen. Eines der Kinder hat in diesem Zusammenhang bei Jürgen Haas und Ralf Höffken nachhaltige Eindrücke hinterlassen. Veronika war aufgrund ihrer Behinderung nicht in der Lage ihre Bewegungen zu koordinieren, saß im Rollstuhl und konnte sich sprachlich nicht mitteilen. Geistig war sie aber sehr fit, schrieb Gedichte und kommunizierte mit den deutschen Gästen mit Hilfe eines Textfeldes, bei dem sie mit großer Anstrengung und Unterstützung des Vaters die Buchstaben antippte und Wörter formte. Dieser liebevolle und fördernde Umgang der Väter mit ihren Kindern zeigte sich bei vielen Aktivitäten des Seminars.

 

Abschließend stellten die Väter fest, dass so ein Wochenende unbedingt wiederholt werden muss und ein regelmäßiges Angebot sein sollte. Ein weiteres Seminar für diese Zielgruppe findet im Herbst statt. Derzeit suchen die Initiatoren nach finanziellen Möglichkeiten, das Pilotprojekt im nächsten Jahr fortzusetzen.

 

Kontakt:

Ralf Höffken und Jürgen Haas

Männerarbeit im Institut für Kirche und Gesellschaft

der Evangelischen Kirche von Westfalen

Tel.: 02304 / 755-371