Frage: Was hat Sie veranlasst, sich an dem Aufbau von Umweltmanagementsystemen in Belarus zu beteiligen?
Antwort: Nachdem ich in der Vergangenheit den Aufbau von Umweltmanagementsystemen in Deutschland, Frankreich und Österreich begleitet habe, war es für mich spannend zu sehen, ob und wie unsere Erfahrungen für den ganz anderen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Kontext von Belarus brauchbar waren bzw. was ich daraus für unsere heimischen Projekte lernen konnte. Mein primäres Interesse ist das am osteuropäischen Kulturkreis und der russischen Sprache gewesen. Ich hatte mich vorher nicht zum Thema „Tschernobyl und seine Folgen“ engagiert und war eher überrascht, wie weit die Folgen dieser Katastrophe auch heute noch das Leben und die Gesundheit der Menschen in Belarus beeinträchtigen.
Frage: Warum sind aus ihrer Sicht Umweltmanagementsysteme auch für nicht-profitorientierte Einrichtungen wichtig?
Antwort: Die zentralen Gründe sind aus meiner Sicht offensichtlich und gelten gleichermaßen für belarussische und deutsche Organisationen:
Frage: Welche Veränderungen können Sie in den belarussischen Einrichtungen durch die Einführung des Umweltmanagementsystems beobachten?
Antwort: Neben den Einsparungen beim Ressourcenverbrauch können wir insbesondere feststellen, dass sich die Zusammenarbeit in den Einrichtungen selbst und untereinander nachhaltig verbessert. Es bilden sich stabile Arbeitsgruppen zum Umweltthema in den Einrichtungen heraus, die aus den verschiedenen Bereichen einer Einrichtung zusammengesetzt sind (Leitung, Verwaltung, Haustechnik, Hauswirtschaft, Pädagogen). Erfreulich war es, zu sehen, dass wir die Umweltmanagementbeauftragten, aber auch andere Mitglieder der Arbeitsgruppe bei verschiedenen Treffen wieder gesehen haben und sich sowohl untereinander als auch zu den belarussischen Beratern und uns vertrauensvolle, stabile Beziehungen entwickeln konnten, die auch in die Zukunft tragen.
Überraschend war, dass der Teil der Umweltbildungsarbeit sehr schnell als wesentlicher Teil in das Umweltmanagement integriert werden konnte. Im Gegensatz zur Arbeit in Deutschland erscheinen uns pädagogische, therapeutische und technisch-hauswirtschaftliche Mitarbeitende „näher beieinander“ zu arbeiten.
Frage: Mit welchen Schwierigkeiten haben die belarussischen Einrichtungen bei der Umsetzung des Umweltmanagementsystems zu kämpfen. Welche Schritte sind noch erforderlich, damit der „Weiße Storch“ zu einer langfristigen Erfolgsstory in Belarus wird?
Antwort: Unsere Auswertung hat ergeben, dass der notwendige Zeitaufwand ebenso wie in Deutschland größte Hürde ist. Die Beteiligten sehen aber zugleich positive Seiten. Als größter Vorteil wurde der Bewusstseinswandel bei Mitarbeitenden, Schülern, Gästen genannt. Dies ist ein sehr schöner Erfolg.
Weitere Herausforderungen – neben dem Zeitaufwand - liegen meiner Meinung beispielsweise in:
Daneben besteht die Herausforderung, das nun entstandene Netzwerk weiter zu pflegen und über eine zentrale Informationsstelle Angebote zu Training und Austausch anzubieten. Nur so wird bleibt die Freude am Umweltmanagement erhalten und kann es gelingen, weitere Einrichtungen dafür zu gewinnen.