Vom 10. bis zum 11. April fand in der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Johannes-Rau in Minsk/Belarus die Auftaktkonferenz zur 8. Phase des Förderprogramms Belarus statt. In dieser 8. Phase, die bis 2019 laufen wird, werden wieder 23 Projekte durch das deutsche Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit gefördert. Sämtliche Projekte finden in deutsch-Bblarussischer Partnerschaft statt.
Auch der eng mit der Männerarbeit verwobene „Sozialdienst evangelischer Männer“ e.V. ist in Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation – dem Erholungskinderzentrum Nadeshda – wieder mit einem Projekt vertreten. Bei diesem Projekt geht es darum, im Kinderzentrum ein modellhaftes Umfeld für Inklusion zu schaffen. Dies hat mit der Erweiterung der Zielgruppen im Kinderzentrum zu tun.
Die traditionelle Zielgruppe, die den Grundcharakter des Kinderzentrums ausmacht, ist weiterhin die Gruppe der Kinder und Jugendlichen, die sich von den Folgen der Tschernobylkatastrophe erholen müssen. Sie erholen sich mit Begleitpädagog*innen für jeweils 24 Tage im Kinderzentrum. In den letzten Jahren kam aber als zweite größere die Eltern-Kind-Gruppe von Kindern mit körperlicher und geistlicher Behinderung dazu. Dies sind Erholungsaufenthalte für die Familien.
Das Zusammentreffen dieser beiden Zielgruppen verläuft aber nicht ohne Konflikte, wie auch der Direktor Wjatscheslaw Makuschinskij bemerkt: „manche von den Begleitpädagogen der Tschernobylkinder beschweren sich darüber, dass sie während ihres Aufenthaltes mit behinderten Kindern und Jugendlichen konfrontiert werden.“ Dies veranlasste W. Makuschinskij zusammen mit dem Sozialdienst ev. Männer, ein Projekt zu entwickeln, bei dem es um ein inklusives Umfeld geht und dabei von den Erfahrungen in Deutschland zu profitieren. Die gerade ausgeschriebene 8. Phase des Förderprogramms Belarus bot sich für einen Projektantrag an, der dann auch angenommen wurde.
Als deutscher Experte für das Projekt konnte Harald Kolmar gewonnen werden, Vorsitzender des Vereins EIKOS e.V., Verein für Entwicklung, Inklusion und Kommunikation mit Ost und Süd, aus Ebsdorfergrund bei Marburg in Hessen. Für Kolmar ist dieses Projekt ein sehr interessantes, aber auch anspruchsvolles Unternehmen: „zur Entwicklung eines inklusiven Umfeldes gehört mehr als guter Wille. Es geht um die Erlangung einer Fähigkeit, inklusiv zu denken. Ein langer Prozess.“
Im ersten Schritt des Projektes geht es nun darum, eine Bestandsaufnahme zu erstellen. Es geht darum, einen Fragebogen zu entwickeln, der sich an die Mitarbeitenden des Kinderzentrums, an die Begleitpädagogen der Tschernobylkinder und an die Eltern der behinderten Kinder richtet.
Das Projekt gehört im Rahmen des Förderprogramms Belarus in die Kategorie „Entwicklung sozialer Partnerschaft sowie Innovationen im Gesundheits- und Sozialsystem“. Insgesamt 12 Projekte beschäftigen sich mit der Zusammenarbeit von zivilgesellschaftlichen Strukturen mit staatlichen Einrichtungen, um oft benachteiligten Menschen in Belarus – Behinderte, Aids-Kranke, straffällig gewordene Jugendliche u. a. – eine Hoffnung für ihr Leben zu geben. Astrid Sahm, die Geschäftsführerin des IBB Dortmund, freut sich über die vielen sozial engagierten Männer und Frauen aus Belarus und aus Deutschland.