Ein Vierteljahrhundert Leben nach Tschernobyl

26.04.2011
Unbeschreibliche Folgen für Mensch und Umwelt – und noch immer ist die Gefahr einer weiteren Explosion im Reaktor IV des Atomkraftwerks Tschernobyl nicht gebannt

Frankfurt - Heute vor 25 Jahren explodierte der Reaktor IV des Atomkraftwerks Tschernobyl. Der radioaktive Supergau schleuderte hochgiftige, radioaktive Stoffe in den Himmel, die sich als saurer Regen über weite Teile Europas  ergoss. Am stärksten traf es Weißrussland. Die Kurzeitfolgen waren dramatisch. Die Explosion erschütterte die ganze Region.

 

Heute wirken die Langzeitfolgen deutlich schwerer. Eine zusammengebrochene Infrastruktur und ein tiefer sozialer, kultureller Schock lasten auf der Bevölkerung, die von den Verantwortlichen weder ausreichend entschädigt noch ausreichend vor den Rückständen der Reaktorexplosion in Sicherheit gebracht wurde.

 

Noch immer befindet sich radioaktives Material im Reaktor IV, der unter einem Beton-Sarkophag begraben liegt. Berichten zufolge befindet sich der Sarkophag in einem desolaten Zustand. Experten der Gesellschaft für Anlagen und Reaktorsicherheit (GRS) vermuten noch 96 Prozent des ursprünglichen radioaktiven Brennstoffs (150-180 Tonnen) im Reaktor. Ein Einsturz des bisherigen Beton-Sarges könnte nach den Vermutungen der Experten eine weitere Explosion nachsichziehen. Eine Initiative (Shelter Implementation Plan (SIP)) verschiedener Länder plant einen provisorischen Sarkophag für rund eine Miliarde Euro, der die nächsten 100 Jahre die hochexplosive Masse sicher verschließt.

 

Tschernobyl ist daher weder heute noch in absehbarer Zeit überstanden. Dass ein Atomunfall nicht ausschließlich das Ergebnis veralteter und rückständiger Technik ist, zeigt Fukushima. Völlig unerwartet traf der Tsunami das Atomkraftwerk in Japan und manövrierte ein hochindustrielles Land in ein Atomares Unglück.

 

Damit steht der 25. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe in einem anderen Licht. Zuvor ging es darum, gegen das Vergessen anzukämpfen. Heute steht der 25. Jahrestag im Zeichen einer unausweichlichen Energiewende. Das Risiko von Atomenergie ist zu hoch, die Folgen unbeschreiblich.

 

Der Verein Leben nach Tschernobyl e.V. kann nach jahrelanger Arbeit in den betroffenen Gebieten um Tschernobyl bekräftigen, dass die radioaktive Belastung immense Folgen für Körper und Seele hatten, haben und haben werden.

 

 

Kontakt:

 

Andreas Seiverth

Ludolfusstraße 2 – 4

60487 Frankfurt am Main

 

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