Gesundheiltiche Folgen für die Bevölkerung

Das ganze Ausmaß der gesundheitlichen Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl ist bis heute nicht zu überblicken. Über die Zahl der Todesopfer wird auch 25 Jahre nach der Katastrophe noch immer kontrovers diskutiert.

 

 

Vermehrte Krebserkrankungen bei Kindern

Einigkeit herrscht darüber, dass mindestens 1.800 Kinder und Jugendliche aufgrund der Reaktorkatastrophe an Schilddrüsenkrebs erkrankt sind. Es wird befürchtet, dass die Zahl nach Schätzung des UNDP-Report 2002 der Schilddrüsenkrebsfälle unter Menschen, die zum Zeitpunkt des Unfalls Kinder und Jugendliche waren, in den kommenden Jahrzehnten auf 8.000 steigt. Als direkte Folge des Unfalls ist auch die Zunahme der Brustkrebserkrankungen international anerkannt.

 

Weissrussische und ukrainische Wissenschaftler prognostizieren außerdem eine Zunahme von Tumoren der Harn- und Geschlechtsorgane, Lungenkrebs- und Magenkrebserkrankungen sowohl unter den Liquidatoren als auch unter den männlichen Bewohnern der stark verstrahlten Landstriche. Diese Prognose wird von Krebsspezialisten in anderen Ländern unterstützt.

 

 

Fehlgeburten und Missbildungen

Bereits kurze Zeit nach der Reaktorkatastrophe wurden in der Ukraine und in Weißrussland eine starke Zunahme von Fehl- und Totgeburten sowie Missbildungen an Säuglingen festgestellt.

Das ukrainische Gesundheitsministerium registrierte von 1986 bis 1990 neben einer erhöhten Anzahl von Fehl-, Früh- und Totgeburten dreimal mehr Fehlbildungen und Entwicklungsanomalien bei den Neugeborenen.

 

 

Psychische Belastungen durch die Katastrophe

Weniger bekannt ist die Zunahme psychischer Erkrankungen seit der Reaktorexplosion. Ursache für diese psychischen Belastungen der Menschen in Weißrussland, Russland und der Ukraine sind die Ereignisse und Erlebnisse während und nach der Tschernobyl-Katastrophe. Neben dem prägenden Erlebnis der Reaktorexplosion selbst, für das die Menschen bis dahin kein Erfahrungs-Muster hatten, wurden viele Familien zunächst im Unklaren gelassen, dann evakuiert und umgesiedelt. Kurz nach der Explosion hatten viele Menschen mit gesundheitlichen Folgen zu kämpfen.

Die Unsicherheit darüber, inwiefern die eigene Gesundheit bedroht ist und das negative Erlebnis, die eigene langjährige Heimat verlassen zu müssen, konnten viele der Betroffenen bis heute nicht verkraften.

Daneben führte der durch die Katastrophe bedingte Zusammenbruch der Infrastruktur zu hoher Arbeitslosigkeit in der Region, die vielen die Zukunftsperspektiven raubt.