Welche Menge Radioaktivität wurde freigesetzt?

Während der Reaktor-Katastrophe wurde die zerstörerische, radioaktive Kraft von mindestens hundert Atombomben entfesselt. Bei dem größten anzunehmenden Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl am 26. April 1986 wurde Strahlung freigesetzt, deren Menge auf 50 bis 250 Millionen Curie geschätzt wird.

 

Welche Folgen hat der Reaktorunfall für den Boden?

In Weißrussland waren nach dem Unfall im Jahr 1986 rund 22 Prozent des Landes mit Cäsium 137 verstrahlt. Heute sind noch immer 21 Prozent kontaminiert.

 

Die Dauer der Belastung der Böden in Weißrussland, in Russland und der Ukraine wird von mehreren Faktoren beeinflusst: vom natürlichen Zerfallsprozess der radioaktiven Isotope, von ihrer Beweglichkeit (Mobilität) im Erdreich und von der Zusammensetzung des Bodens.

 

Für das Jahr 2016 rechnet das staatliche weissrussische Chernobyl Committee damit, dass noch 16 Prozent des Staatsgebietes verstrahlt sein werden. Besonders hoch belastet sind nach wie vor die Waldböden. Das liegt daran, dass Wurzeln, Nadeln und Blätter die Radioaktivität wie ein Filter gespeichert haben. Fallen sie zu Boden, reichert sich die Strahlung dort an.

 

Welche Folgen hat der Reaktorunfall für die Gewässer?

Regen und Flüsse haben die Radioaktivität in den ersten zehn Tagen nach dem Unfall auf der Wasseroberfläche transportiert.

 

Für die Ukraine ist die radioaktive Belastung durch das Flusswasser nach wie vor ein großes Problem, da die meisten Flüsse in Weißrussland nach Süden fließen. Messungen in beiden Ländern zeigen, dass sich die Radioaktivität im Schlamm auf dem Boden der Flüsse und Gewässer konzentriert hat. Das gilt vor allem für stehende Gewässer wie Seen und Teiche in den kontaminierten Gebieten.

 

Als potenzielle Bedrohung für das Grundwasser gilt in beiden Ländern das freigesetzte Strontium, da es viel rascher in tiefere Erdschichten wandert als das Cäsium.

 

Welche Folgen hatte der Reaktorunfall für die Pflanzen?

In der Ukraine ist vor allem der Wald betroffenen: 35.000 km² Wald - 40 Prozent der Forste - wurden verstrahlt. Am stärksten belastet sind zurzeit typische Waldpflanzen wie Beeren, Pilze, Heidekraut, Flechten und Farne. Durch den Reaktorunfall wurden allein in Weißrussland 18.000 km² landwirtschaftlicher Fläche radioaktiv belastet, knapp 3.000 km² können nicht mehr bewirtschaftet werden.

 

Welche Folgen hatte der Reaktorunfall für Nahrungsmittel?

Die hohe radioaktive Belastung von Pilzen, Beeren, Wild und Fisch sowie die Kontamination von Gras und Heu als Futter für Milchkühe sind nach wie vor die Hauptbelastung für die Nahrung. Als besondere Risikogruppe gelten jene Menschen, die sich mit selbst produzierten und gesammelten Lebensmitteln versorgen müssen. Das sind vor allem Familien mit vielen Kindern auf dem Land sowie Jäger und Förster.